KLANG ... ZEIT

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19. März 1992 19 Uhr
Museum Moderner Kunst
Palais Liechtenstein
Herkulessaal, Saala Terrana, Treppenaufgang


Steve Reich: PENDULUM MUSIC
Mikrophone und Lautsprecher

Mathias Fuchs: Step by Step. Klanginstallation

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KLANG...


TEXTCOLLAGE 1 Assoziationen zum Klang 3 Sprecher

Charles Ives: THE UNANSWERED QUESTION
(1. Fassung,1906) Trompete und Kammerensemble

Bernhard Lang: VON MORGEN BIS MITTERNACHT (1989) Klavierquintett

Volker Staub: Nr. 14 Teil I und II (1989)
Baßflöte, selbstgebaute Instrumente

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Bernd Alois Zimmermann: Tempus Loquendi für Flöte solo


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...ZEIT

TEXTCOLLAGE 2 Assoziationen zur Zeit

Guillaume de Machaut-Harrison Birtwistle: HOQUETUS DAVID (1969)
Kammerensemble

Christian Utz: ...SANS COMPTER LES TEMPS MORTS (1991) UA
Kammerensemble

Charles Ives: THE UNANSWERED QUESTION (2.Fassung,1930/35)




In dieser Veranstaltung wollten wir zeitgenössische Musik, die sich in unterschiedlichster Art und Weise mit klanglichen und zeitlichen Phänomenen auseinandersetzt, sowie zwei Textcollagen und eine Klanginstallation in enger Beziehung zu den Räumlichkeiten des Palais Liechtenstein präsentieren. Dabei gingen wir von dem Gedanken ausgegangen, daß der scheinbare Widerspruch von barocker Architektur und modernen Kunstformen sich angesichts der vielschichtigen zeitlichen, klanglichen und räumlichen Dimensionen in der heutigen Kunstproduktion teilweise auflöst und dort, wo er weiterbesteht ein sehr reizvolles Moment der Rezeption darstellen kann.

Bei drei der aufgeführten Werke wurde eine direkte Beziehung zum Raum hergestellt werden. In Charles Ives' "The Unanswered Question", das in zwei Fassungen vorgestellt wurde und den Rahmen der Veranstaltung bildete, entstand zwischen drei Instrumentalgruppen (Streichquartett, Flötenquartett und Trompete) ein teilweise stark auseinanderklaffender Dialog, der durch eine räumliche Konzeption gut darge-stellt werden kann. Streicher und Flöten sind an zwei einander gegenüberliegenden Ecken des Saales aufgestellt, während die Trompete - etwa durch einen offenen Saaleingang - von außen das Frage- und Antwortspiel ergänzte. Der Zuschauer wurd so mitten in das Geschehen hineinversetzt und die Distanz, die die herkömmliche Konzertform zwischen ihm und den Interpreten schafft, reduziert.

Eine andere Beziehung zu Raum und Zuhörer versuchten wir in Zimmermanns Flötenstück "Tempus loquendi" herzustellen, das in der Pause von der Kölner Flötistin Camilla Hoitenga interpretiert wurde. Am Treppenaufgang wurden die Noten des Stückes für die vorübergehenden Zuhörer deutlich sichtbar aufgehängt, während eben dort das Stück "live" erklangt Dadurch wird eine aufgelockerte Situation zwischen Hörer und Interpret geschaffen, die dem Hörer auch ein genaueres Eindringen in das Gehörte ermöglichen kann.

Das Stück "...sans compter les temps morts" von Christian Utz thematisierte verschiedene Erlebnisweisen musikalischer Zeit. Hier wurde die räumliche Ebene zunächst durch die Aufteilung des Ensembles in zwei Instrumentalgruppen miteinbezogen, am Schluß aber auch durch einen Standortwechsel der vier Holzbläser: nachdem sie nacheinander in die vier Ecken des Saales gegangen waren, spielten sie von dort aus - jeder für sich - Zitate aus älteren Werken des Komponisten und entdeckten so die Zeitebene des Vergangenen, Gewesenen, durch die räumliche Distanz symbolisiert.

Zwei Textcollagen leiteten die beiden Hälften der Veranstaltung ein. Kurze, zitatartige "Assoziationen" zu den Phänomenen Klang und Zeit, die aus Schriften von Komponisten, Dichtern, Musikologen und Philosophen entnommen sind, wurden zusammen mit Reflexionen der Komponisten, deren Werke im Programm verteten waren, zu einem "Wortspiegel" des musikalischen Teils. Drei im Raum verteilte, bzw. im Raum sich bewegende Sprecher kommunizierten über eine große, weiträumige Distanz miteinander .

Die Klanginstallation von Mathias Fuchs bereicherte die Beziehung zwischen dem musikalischen Teil und den Räumlichkeiten um einen weiteren Faktor. Die Installation wurde ebenfalls im Bereich des Treppenaufgangs realisiert und vor, während und nach der Vorstellung angeschaltet. Dadurch entstand in der Pause auch ein Simultanablauf gleichzeitig mit dem Flötenstück "Tempus Loquendi".

Als "Praeludium" zum restlichen Programmverlauf fungierte das Stück "Pendulum Music" von Steve Reich. Dabei werden in der Eingangshalle vier frei schwingende Mikrophone aufgehängt und an eine Verstärker- und Lautsprecheranlage angeschlossen . Durch verschiedenartige Rückkopplungseffekte entsteht in "Pendulum Music" ein irisierender Klangeindruck, der von der Alltagswelt in die Welt der Kunst hinüberleitete.


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